Auf der Rangliste der unfassbaren Falschaussagen, die Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten öffentlich äußert war es ein weiterer – vorläufiger – Tiefpunkt: Der ukrainische Präsident, Wolodomyr Selenskyj, habe den Krieg in der Ukraine angefangen. „He should’t have started it“ sagte er wörtlich.
Das ist so offensichtlich gelogen, dass es einem die Sprache verschlägt, selbst wenn man gewohnt ist, dass Trump es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Denn es weiß nun wirklich jeder, dass Russland die Ukraine mit einer Invasion angegriffen hat. Putin wollte Kiev einzunehmen, die Regierung stürzen und das Land zu einem Vasallen Russlands zu machen.
Nicht einmal die Russen beschreiben das anders, sie erklären nur, sie wurden provoziert. Namentlich die USA, hätten der Ukraine Hoffnung auf Mitgliedschaft in der NATO gemacht. Dies hätte Russland in einer Art Notwehr-Situation getrieben. Das hat Trump natürlich nicht eingeräumt. Aber wie kommt er auf Selenskyj?
Dazu muss man verstehen, dass es Trump nicht um die Wahrheit geht, es geht ihm aber auch nicht um Politik. Es geht ihm immer nur um sich selbst. Und er selbst hält sich für den Größten. Wenn man das begriffen hat, dann ergibt es plötzlich Sinn.
Trump geht es um sich selbst, und damit nimmt er auch alles persönlich, jede Auseinandersetzung, jeden Sieg und jede Niederlage. Dabei ist er ein extrem schlechter Verlierer. Deshalb konnte er das Wahlergebnis von 2020 auch nicht anerkennen. Dass er, der größte und beste Präsident, den die USA je hatten, gegen einen „Sleepy Joe Biden“ verliert, ist ausgeschlossen. Das kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.
Deshalb behauptet Trump bis heute, die Auszählung stimme nicht. Deshalb ist es auch fest in seinem Welt- und Selbstbild verankert, dass er vor der Wahl „unfair“ behandelt wurde. Von Medien, von der Justiz, denen er eine „Hexenjagd“ vorwarf, aber auch von „falschen Freunden“ von denen er sich verraten fühlte, obwohl er so viel für sie getan hatte. Unter anderen: Wolodomyr Selenskyj.
Schon allein deshalb betont Trump bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass dieser Krieg nicht ausgebrochen wäre, wäre er und nicht Joe Biden Präsident gewesen. Und Selenskyj hätte Biden verhindern können. Hatte das Trump Team nicht alles daran gesetzt, dass die Ukraine eine Korruptionsermittlung gegen Bidens Sohn Hunter einleitet? War in der Wahlkampfstrategie Hunter Bidens Ukraine-Engagement nicht das „but her emails“ mit dem Trump Hillary Clinton geschlagen hat?
Man ging bis zur politischen Erpressung, aber hat Selenskyj geliefert? Bestenfalls halbherzig wurde ermittelt, es kam nicht genug dabei heraus, um den handfesten Skandal zu produzieren. Die Trump Kampagne konnte aufrechte Wähler der Mitte nicht überzeugen, dass der Biden-Clan genauso verlogen und korrupt ist, wie die Trump-Sippe. Und Trump verlor die Wahl.
Damit wäre die Geschichte eigentlich zu Ende, aber ein Mensch mit so ausgeprägtem Narzissmus wie Trump kann so etwas weder vergessen noch verzeihen. Selenskyj hat ihn verraten trotz allem was Trump für die Ukraine tat. Er hat Biden ins Amt verholfen, und damit trägt er auch die Verantwortung dafür, dass der Krieg ausbrach, den es unter einem Präsidenten Trump nie gegeben hätte.
„He shouldn’t have started it“
Heidelbaer


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