X – the platform formerly known as Twitter, oder kurz XTPFKAT, war mal eine echte Leidenschaft von mir. Ich verdanke ihr interessante Kontakte, wirklich spannende Diskussionen und viele Dinge, die ich dort und nur dort gelernt habe.
Ich habe meinen Account deaktiviert. It must have been love, but it’s over now. It must have been good, but I lost it somehow.
Es war nach der Übernahme von Musk noch eine Weile wie immer, aber dann wurde es Stück für Stück unangenehmer. Statt sein Versprechen zu halten die Pest von Bots einzugrenzen wurden es immer mehr. und vor allem wurde das Netzwerk zu einem Pfuhl von Desinformation und rechtspopulistischer Shitstorms.
Musk selber teilte, likete und kommentierte wilde Verschwörungserzählungen, Leute mit nationalem Sendungsbewusstsein konnten sich einen blauen Haken und damit Reichweite und Relevanz kaufen. Es wurden Änderungen am Algorithmus vorgenommen, so dass einem immer mehr Schrott gezeigt wurde.
Vor allem: Der Schutz von schutzbedürftigen Menschen, die Minderheiten angehörten, oder einfach arm waren, spielte keine Rolle mehr. Und so verschwanden plötzlich die Juden, die Queeren, die armen Menschen von der Plattform.
Es wurde als Sieg gegen die Woke-Kultur gefeiert. Endlich hatten die weißen Männer wieder die Deutungshoheit, endlich konnten sie Linken, Feministinnen, Aktivist*innen aus den Bereichen Asyl, Klimaschutz und Minderheitenrechte wieder die Welt erklären und den Mund verbieten.
Es ist nicht so, dass es keine guten und vernünftigen Leute mehr auf XTPFKAT gibt. Aber sie diskutieren jetzt permanent bergauf. Werden angefeindet, beleidigt und beschimpft, und die Täter brauchen praktisch keine Konsequenzen fürchten.
Ein Heer von Trollen, Bots und frustrierter Männer (sog. Incels) steht Tag und Nacht bereit, über jeden herzufallen, der irgendwo von irgendwem als Ziel markiert wurde. Wenn du etwas provozierendes sagen willst, sollte es lieber rechts sein. Oder du bist wenigstens selber weißer Mann, dann bekommst du wenigstens keine Vergewaltigungsdrohungen.
Ich hätte als Mann der Mitte da noch länger aushalten können. Regebogenfahne aus dem Profil nehmen, nur noch artige christliche Sachen sagen, niemand hätte mir was getan. Viele hätten mich sogar geschätzt.
Aber ich mag meine Privilegien nicht in Anspruch nehmen, wenn ich weiß, dass Jüdinnen und Juden sich dort verfolgt fühlen, Frauen unverhohlen und widerlich bedroht und verbal missbraucht werden, queere Menschen täglich abgewertet wenn nicht kriminalisiert werden.
Ich bedaure das sehr. Ich bin leidenschaftlicher Debattierer. Ich wünsche mir so, dass es so einen digitalen Salon gibt, wo man mit den klügsten Leuten diskutieren kann, und das Argument etwas zählt, und nicht Häme, Hass und Hetze.
XTPFKAT ist es jedenfalls nicht mehr. Ob Bluesky es wird, wage ich zu bezweifeln. Es ist einfach jammerschade. Aber so wird wieder öfter hier etwas stehen, und das ist ja auch für den einen oder anderen ganz nett.
heidelbaer

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