Bunt ist in.
Bunt ist gut,
Bunt sein ist besser,
Bunt ist auch interessanter,
zum Beispiel als grau
Grau ist trist,
bunt ist fröhlich.

Kennt ihr Elmar?
Ein bunter Elefant
ein Kinderbuch,
in dem wir lernen:
bunt macht Spaß,
Grau ist Langeweile.
Bunt ist auch besser
als nur schwarzweiß.
Gilt für Fernseher und Fotos schon lange.
Und für das Denken doch erst recht
Bunt ist tolerant,
oder eben schwarz und weiß
gut und böse,
richtig und falsch.
Nein bunt,
verschieden,
und jeder darf sein,
jeder hat irgendwie recht
jedenfalls ein recht zu sein
so zu sein wie er ist
und zusammen sind wir bunt
Wer das nicht will, ist vielleicht
in Wirklichkeit eklig braun.

Demonstriert haben wir in Flensburg
Für ein buntes Flensburg
In dem jede und jeder sich wohlfühlt
Flensburg für alle,
für Flüchtlinge und Einheimische
für alte und Junge,
für Muslime und Christen
für einfach alle.
Bunt ist immer für alle,
Keiner ist ausgeschlossen,
es sei denn, er wird ihm zu bunt.
Wie lange ist das eigentlich her,
dass bunt etwas Nerviges war,
dass einem zu viel werden konnte?
Das muss ewigvorgestrig lang her sein.
Heute ist bunt gut
heute ist bunt besser.
In Flensburg, auf der Demo,
für das bunte Flensburg
das war ich dabei.
Und da sollte die Menge skandieren:
„Wir sind bunt, wir sind bunt, wir sind bunt!“
Das war für mich so ein Life of Brian Moment.
Kennen Sie den Film?
Ihr seid alle verschieden ruft Brian
der Messias wider willen
einer fanatischen Menge zu.
„wir sind alle verschieden“ brüllen sie zurück
Im Chor, einheitlich wie ein Mann.
Oder Frau.
Ich nicht.
Sagt einer.

Wir sind bunt, im Chor und Gleichtakt skandiert,
das ist irgendwie schräg.
Da wollte ich auch sagen:
Ich nicht
Ich bin nicht bunt.
Ich bin heute mal grau meliert,
oder sogar kleinkariert,
Oder einfach deplatziert.
Auch Kirche möchte bunt sein
Fromm, Bunt, Frei.
So nannte sich die badische Landeskirche.
Das war ihr Motto.
Bunt, das neue Evangelium,
die neue Lehre von der Rechtfertigung
Wir sind bunt,
und es muss sich keiner mehr schämen
anders zu sein.

Geht es noch besser?
Doch, es fehlt etwas.
Bunt ist beliebig
Bunt hat keine Form,
keine Mitte,
kein Thema.
Keine Beziehung
Keine Richtung,
keinen Kern
Keine Vision.
Aber alles das soll Kirche sein:
Kirche hat Form,
Kirche hat eine Mitte,
Kirche hat ein Thema,
Kirche besteht aus Beziehungen,
Kirche hat eine Richtung,
einen Kern, eine Vision.
Ja sie darf, sie muss sogar bunt sein.
Aber bunt ist kein Selbstzweck.
Bunt ist nicht an sich gut.
Jedenfalls nicht an sich christlich.
Oder kirchlich.
Paulus sagt:
Hier ist nicht mehr
Sklave oder Freier
Jude oder Grieche
männlich oder weiblich
Sondern:
alle eins in Christus.
Da haben wir beides:
Das Ja zum Verschiedensein.
Jeder hat Platz
Jeder darf kommen
Jeder gehört dazu.
Eine bunte Gemeinde,
aber nicht als Sammelsurium,
nicht als ausgeschütteter Kasten
sondern alle eins in Christus.
Ganz eng verbunden.
Denn wenn die Farben
so bunt sie sind
verbunden werden durch einen Geist
durch einen Schöpfer
eine liebende Hand,
dann wird ein Bild daraus
ein Kunstwerk.

Dann entsteht Schönheit
Dann passiert ein Wunder.
Dann sind die bunten Punkte
nicht nur irgendwie auch da,
dann sind sie nicht nur toleriert
sondern sie haben plötzlich einen Sinn
eine Funktion
sind teil von etwas Ganzem
schönen und wunderbaren.
Dann haben auch die grauen Punkte ihr Recht
Die schwarzen und die weißen.
Manchmal habe ich aber den Eindruck
Gott ist ein Impressionist.
Das Bild fügt sich oft erst zusammen,
wenn wir es mit etwas Abstand betrachten.
Das könnte ein Bild von Kirche sein,
es muss nicht immer alles,
jede Gruppe,
jeder Kreis,
jede Aktion
immer so wahnsinnig
angestrengt christlich sein.
Aber das Vertrauen,
dass wir mehr sind als bunt
dass da einer etwas zusammenbringt,
was einen größeren Sinn,
ein stimmiges Bild ergibt,
das sollten wir haben.
Wir sollten vielleicht selber
ab und zu einen Schritt zurück treten
um das Ganze besser in den Blick zu bekommen.
Was wir dann sehen,
ist dann vielleicht
nein, ganz sicher,
besser als bunt.
Heidelbaer
Ein Gedanke zu “Besser als bunt”